15. Juli - 3. August 2019
Russland - Baikalregion

Bei unserer Einreise wurden wir bevorzugt behandelt. Gleich beide diensthabende Zoll-Beamte bemühten sich unsere Daten in die Rechner einzugeben. Probleme machte wieder einmal die Tatsache, dass wir zwei Fahrzeuge einführen. Hinter uns baute sich eine große Menge Wartender auf. Da es sich offenbar herumgesprochen hatte, daß wir bevorzugt behandelt wurden, kam es sogar zu einem kleinen Tumult. Die beiden Grenzer machten allerdings stoisch weiter und ließen sich durch die aufgebrachte Menge nicht aus der Ruhe bringen. Wir waren heilfroh, als wir nach zwei Stunden Stempel-Marathon, endlich alle Papiere in den Händen hielten und einreisen konnten.
Direkt nach der Grenze wieder eine ganz andere Landschaft.

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Simba schnurrt auf perfekter Asphaltstraße (was für ein Hochgenuß!) durch einen Gürtel aus Kiefernwäldern, dann auch durch offene Flächen der süd-sibirischen Taiga.
Der Buddhismus ist in dieser Region traditionell vertreten.

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Siedlungen, ausschließlich aus alten Holzhäusern, liegen auf unserem Weg zum Gänsesee, wo wir unseren ersten Stopp einlegen.

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Bei unserem Sundowner am Seeufer werden wir von einem Gewitter überrascht. Es kommt ganz plötzlich, wie schon häufig in der vergangenen Zeit.

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Die kleine Stadt Ulan-Ude erlebte ihren Aufschwung durch den Anschluß an die Transsibirische Eisenbahn.

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Neu entstandene Arbeitsplätze und bessere Erreichbarkeit ließen die Einwohnerzahl bis 1913 auf 17 000 ansteigen. Der enorme Anstieg der Bevölkerung auf 125 000 (1939) geschah fast ausschließlich durch Zuzug von Arbeitskräften aus anderen Teilen Russlands. Heute werden in Ulan-Ude Hubschrauber produziert. Auch das Lok- und Waggonreparaturwerk, das als Teil der Ostsibirischen Bahn mit eigenen Kliniken und einem prestigeträchtigen Kulturzentrum einst ein angesehener Arbeitgeber war, erschließt sich nach und nach neue Tätigkeitsfelder. Die Kohlekraftwerke von Ulan-Ude versorgen fast die ganze Region mit Energie.
Wir stellen für unseren Stadtbummel unseren Simba vor der Mongolischen Botschaft ab. Dort fühlt er sich direkt heimisch.

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Gleich um die Ecke sind wir auf der Leninstraße, der Lebensader der Stadt. Vom Triumphbogen bis hinunter zur Odigitrija-Kirche ist die Straße mit vielen alten Kaufmannshäusern gesäumt.

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Unweit von Ulan-Ude übernachten wir bei Moritz und Olga im Taiga Pitch Camp und treffen zum zweiten Mal auf Oliver.
Der nächste Fahrtag bringt uns an den Baikalsee. Die Straße verläuft meist oben auf den bewaldeten Hügeln, immer parallel zum Ufer des Sees. Zwischen uns und dem See rattern im 5-Minuten-Takt die langen Güterzüge der transsibirischen Eisenbahn vorbei.

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Die Fahrgäste der Personenzüge können hier eine wunderbare Aussicht auf den See genießen, ganz im Gegenteil zu uns.

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Am Seeufer gibt es auch die eine oder andere Siedlung, deren Bewohner oben an der Straße ihre Produkte (zur Zeit frische Erdbeeren, Erdbeermarmelade, Blaubeeren und Fisch) zum Verkauf anbieten.

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Wir steuern den Ort Bailalsk an. Er ist als Ausnahme zu den anderen kleinen Ortschaften über eine Überführung der Bahnlinie erreichbar. Alle anderen Orte sind durch eine Unterführung der Bahn zu erreichen und mit ihrer Höhe von maximal 3,5 Metern für unseren Simba nicht hoch genug. Die kleine Marina des Ortes bietet uns einen schönen Stellplatz, direkt am Kiesstrand.

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Die russischen Urlauber, die hier mit Kind und Kegel um uns herum sind, stören uns nicht.

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Am Abend jedoch erleben wir unser blaues Wunder: Disco-Musik, die mit ihren Bässen unter die Haut geht, erklingt aus verschiedenen Quellen bis in die frühen Morgenstunden. Ballermann am Baikalsee! An diesem eigentlich schönen Platz verweilen wir natürlich keinen weiteren Tag.
Wir setzen die Fahrt über die bewaldeten Hügel fort und umrunden die Südspitze des Sees.
Biber oder Tiger - das Wappen von Irkutsk

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Am Eingang zum Stadtteil "130. Quartal" steht die große Bronzeskulptur, die jeden Besucher des Gastronomie- und Handelsbereiches begrüßt.

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Irkutsk, mit 623 000 Einwohnern, nennt sich heute stolz die Hauptstadt von Ostsibirien.

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Irkutsk war das Tor zum Osten und wurde als Ausgangspunkt für die Erschließung Alaskas und des Amurgebietes genutzt. Ihre große Blütezeit erreichte die Stadt im 19. Jahrhundert.

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Nach dem China-Handel brachte nun der Goldabbau sowie die Verarbeitung von Erzen und Glimmer den Irkutzker Kaufleuten Reichtum. 1879 wurde die Stadt von einem furchtbaren Stadtbrand vernichtet. Durch die drei Tage dauernde Katastrophe wurden
15 000 Menschen obdachlos, fast alle Häuser der Stadt, die Sammlung der Geographischen Gesellschaft, Gemälde, Bibliotheken und alle Warenlager fielen den Flammen zum Opfer.

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Fast 10 Jahre dauerte es, bis die Stadt wieder aufgebaut war. Doch die Bebauung unterschied sich deutlich von der alten. Nun gab es im Stadtzentrum Platz für prunkvolle Steinbauten. 1898 erreichte die Transsibirischen Eisenbahn Irkutsk und brachte viele Veränderungen mit sich. Heute ist Irkutsk eine moderne Großstadt, wo wir auf freundliche, junge Menschen treffen.

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Die Kathedrale zu Christi Erscheinen wurde von 1718-1774 unter Einfluß des Moskauer Barocks gebaut, weist allerdings auch Altrussische Elemente auf.

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Seltene Wandmalereien schmücken die Außenfassade der Erlöserkirche.

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Um ein paar Tage am See zu verweilen, haben wir uns für das Ostufer entschieden, denn das Westufer wird besonders gern während der Ferienzeit von den russischen Urlaubern frequentiert. Also fahren wir wieder zurück, um die Südspitze des Sees herum, an Ulan-Ude vorbei, in Richtung Osten.

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Frisch geräucherter Omul (Coregonus migratorius) wird immer wieder am Strassenrand angeboten. Noch lauwarm schmeckt er besonders gut.

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Blühende Taiga und dunkle Wälder, in denen Wölfe und Bären leben, durchqueren wir auf perfekter Fahrbahn.

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Noch bevor wir wieder das Seeufer erreichen, besuchen wir ein schmuckes Kloster. Die Anlage ist äußerst gepflegt und der Staudengarten wird von zarten Nonnenhänden liebevoll gestaltet.

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Wir können auch die Klosterkapelle besichtigen und die farbenfrohen Ikonen bestaunen.

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Ein Eintrittsgeld wird nicht verlangt. Es ist uns aber eine Freude, ein großes Glas Erdbeermarmelade aus der Klosterküche zu erwerben.

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Der Leutturm von Turka bietet uns einen ruhigen Platz für die Nacht.

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Die weitläufige Bargusin-Bucht hat für uns und die zahlreichen russischen Camper viele Stellplätze am Ufer zu bieten.

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Günter holt die Angel heraus und nimmt anschließend ein Bad im kühlen klaren Wasser des Baikalsees.

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Mit einer Tiefe von bis zu 1637 Metern erwärmen sich auch im Sommer nur die obersten Wasserschichten auf 12-14°C. Ab einer Tiefe von 50 Metern hat das Wasser das ganze Jahr über eine Temperatur von 3,5°C.
In der Baikalregion herrscht ein kontinentales Klima, das uns jetzt im Juli Temperaturen von um die 30°C beschert, im Winter liegen die Temperaturen an den kältesten Tagen bei minus 40°C.
Ust-Bargusin ist ein Fischerdorf mit ca. 7000 Einwohnern. Die frühere Fischkonserven-Fabrik hat ihre Produktion weitgehend eingestellt. Heute bietet der Tourismus eine neue Einkommensmöglichkeit für die Bevölkerung. Der Ort ist Ausgangspunkt für Touren an die Heilige Nase, ins Bargusin-Tal oder noch weiter in das Bargusiner Biosphärenreservat.

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Wir blicken nur aus der Ferne auf die Berge der Heiligen Nase, der Halbinsel am Ostufer des Baikalsees. Bewohnt wird die 53 Kilometer lange Halbinsel hauptsächlich von Bären.
Der Heiligen Nase nördlich vorgelagert liegen die Uschkani-Inseln. Dies ist die Heimat der Baikal-Robben. Hier haben die Robben ihre größten Liegeplätze.

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Aber auch bei uns schaut ab und an eine Robbe vorbei und mustert uns und Simba mit ihren großen schwarzen Kulleraugen.

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Am nächsten Stellplatz am See werden die Wasservorräte aufgefüllt.

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Im kleinen Ort Maximicha, mit seinem malerischen Postgebäude,

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befindet sich auch das private Kunstzentrum Swetlana poljana.

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Verschiedene Kunstwerke und Kuriositäten sind in einem Ausstellungsraum der schönen Holzhäuser zu bewundern.

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Auf dem Gelände des Kunstzentrums steht auch eine alte Holzkirche aus dem 17. Jahrhundert.

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Sie ist äußerst kunstvoll, ganz ohne Nägel, erbaut und macht noch heute einen sehr soliden Eindruck.

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Der Sandstrand von Maximicha ist sehr beliebt.

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Wir entdecken noch einen weiteren romantischen Uferplatz am weißen Kieselstrand und genießen die Einsamkeit.

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Nach zwei Nächten und einem Home-Office-Tag unter dem Leuchtturm von Turka, kommen wir zurück nach Ulan-Ude.

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Stadtbummel mit Friseur- und Supermarktbesuch sind eine willkommene Abwechslung.

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Das Taiga-Pitch-Camp ist inzwischen umgezogen. Jetzt gibt es ein größeres Gelände, unweit des Flughafens von Ulan-Ude.
Hier treffen zu unserer großen Überraschung Conny und Lutz ein. Sie haben inzwischen die Visa für unsere geplante gemeinsame China-Reise in ihren Pässen. Jetzt machen sie einen Abstecher zum Baikalsee, um dann erneut in der Mongolei einzureisen. Auch Raphael und Mareille aus der Schweiz trudeln ein. Die beiden hatten wir schon in Barnaul und Ulaanbaatar getroffen. So verleben wir gesellige Stunden im Taiga-Pitch Camp. Die Camp-Betreiber, Olga, Moritz und Lukas sind sehr umtriebig und hilfsbereit!
Die gigantischen Waldbrände in Sibirien, nördlich des Baikalsees, haben auch Auswirkungen bis nach Ulan-Ude. Ein grauer Rauchschleier liegt über der Landschaft und die Sonne hat kein richtiges Durchkommen.

Wir fahren wieder zurück in Richtung Mongolei und besuchen, wenige Kilometer hinter Ulan-Ude, das buddhistische Kloster Iwolginsk.

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Lange Zeit war es das einzige funktionierende buddhistische Kloster auf dem Gebiet der Sowjetunion. Das Kloster wurde 1945 von einer Gruppe Lamas, die nach dem 2. Weltkrieg aus Lagern und Gefängnissen entlassen wurden, eröffnet. Das anfangs kleine Kloster wuchs schnell und bekam zwei große Tempel.

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Der stattliche, farbenprächtige Haupttempel ist der blauen, dreiäugigen Göttin Lehamo geweiht. Seit 1991 gibt es am Kloster eine buddhistische Universität, an der Lehrer aus Indien, Tibet und der Mongolei traditionelle Disziplinen wie Philosophie, Astrologie und Medizien, aber auch Fächer wie Informatik und Fremdsprachen lehren. Ca. 100 Studenten aus ganz Russland studieren hier die Lehre des Buddhismus.

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Ein weiteres Tätigkeitsfeld des Klosters ist die Tibetische Medizin. Mit Hilfe von Pulsdiagnostik und speziellen Heilmitteln, teils aus eigener Produktion, teils aus Indien, Tibet und China, werden hier und im Zentrum für Tibetische Medizin in Ulan-Ude nach alten Methoden Patienten behandelt, die nicht nur aus der nächsten Umgebung anreisen.

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Für die Übernachtung vor der Grenze wählen wir wieder den Gänse-See.

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Zur Zeit tummeln sich hier die Familien zum Badeausflug. Am Abend brennen die Grillfeuer und tönen die Lautsprecher mit Russen-Disco-Sound. Wodka fließt sicher in Strömen. Da verkriechen wir uns lieber in der Simba-Kabine und suchen am frühen Morgen das Weite in Richtung Mongolei.

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